Buchrezensionen
Samstag, 18. Oktober 2014
Ewige Buße; David Mark
Samstag, 18. Oktober 2014, 00:49
Ewige Buße; David Mark

Ein Buch, auf dem schon ein gut sichtbarer Aufkleber prangt, der es als englischen Bestseller auszeichnet, weckt schon gewisse Erwartungen. Eine erste Leseprobe war auch ganz interessant, so dass ich mich auf das Buch gereut habe.
Um es gleich zu sagen: die Erwartungen waren etwas zu hoch gegriffen. Das Buch ist nett, nicht mehr und nicht weniger. Aber zuerst zum Inhalt.
Hauptermittler Aector McAvoy gerät in einen Fall, der immer mysteriöser erscheint: zuerst wird eine Frau tot aufgefunden, deren Brustkorb regelrecht zerquetscht wurde. Eine weitere Tote kommt hinzu, ihr wurde die Beinschlagader durchtrennt. Relativ schnell ist eine Verbindung zwischen den beiden Frauen entdeckt: beide retteten vor einiger Zeit einem Menschen das Leben, der sich später als Serienvergewaltiger herausstellte. Dieser jedoch ist mittlerweile so krank, dass er mit den Taten nichts zu tun haben kann...eigentlich. Auch sein Freund und Psychiater scheint irgendwie darin verwickelt zu sein, auf jeden Fall gibt es noch mehr Tote und alle sind irgendwie miteinander verbunden.
In einem zweiten Handlungsstrang erfährt der Leser von einer weiteren Ermittlung gegen eine große Drogenbande. Sie gerät zufällig mit McAvoys Frau aneinander, so dass diese in Lebensgefahr schwebt. Diese beiden losen Fäden verknüpfen sich am Ende leider nicht, so wie das Ende insgesamt relativ offen gehalten wird.
Und da wären wir auch schon bei meinen Kritikpunkten. Das Ende gefällt mir gar nicht. Es gibt mehrere Bücher dieser Reihe und ein weiteres ist geplant, so scheint es, weswegen der Schluss wohl nicht wirklich abgeschlossen wird. Einen wirklichen Cliffhanger gibt es aber auch nicht, so dass ich nach dem Lesen ein wenig unbefriedigt zurück blieb.
Auch der Schreibstil ist etwas sperrig, manchmal verliert sich der Autor in sehr langen Beschreibungen. Weiterhin hat mich irritiert, dass das Buch in der Gegenwartsform geschrieben ist. Mag vielleicht die Spannung erhöhen, wenn man dem Täter quasi in Echtzeit zuschauen kann, mir gefällt es nicht sonderlich. Dies ist aber wohl tatsächlich eine reine Geschmacksfrage.
Das Buch wäre jedoch nicht nett, wenn ich nur Dinge negativ zu kritisieren hätte.
Die Figuren sind zum Beispiel sehr schön dargestellt, zumindest der Hauptermittler und seine Frau sind mir anschaulich bekannt geworden. Auch wenn der Autor hier sehr mit dem Klischee spielt: tapferer Ritter beschützt zierliches Prinzesschen, welches sich dann doch als relativ wehrhaft entpuppt. Ein bisschen viel Gefühlsduselei manchmal, aber mir hat es gefallen.
Auch die Storyidee ist ganz schön überlegt, wenn eben auch nicht umwerfend.
Abschließend also ein Thriller, den man durchaus lesen kann, der mich jedoch nicht neugierig auf weitere Werke des Autors gemacht hat.

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Samstag, 4. Oktober 2014
Schwesterlein, komm stirb mit mir; Karen Sander
Samstag, 4. Oktober 2014, 15:59
Ein grausamer Mörder treibt in Düsseldorf sein Unwesen. Er schlachtet Frauen ab, die vorher Männer waren und inszeniert seine Schauplätze auf grauenvolle Art und Weise.
Der Ermittler Georg Stadler bittet die Psychologin Liz Montario um Hilfe. Diese scheint aber selbst mit einem Problem zu kämpfen: Drohbriefe und eine mysteriöse Vergangenheit werfen letztendlich mehr Fragen auf, als dass sie zur Lösung des Falles beitragen.
Viel mehr zum Inhalt möchte ich an dieser Stelle gar nicht schreiben, zu leicht verrät man zu viel.

Karen Sander hat hier einen guten Thriller abgeliefert, allerdings nichts Herausragendes.
Er wird sich vermutlich in die Liste der von mir gelesenen Thriller einreihen, ohne sonderlich im Gedächtnis zu bleiben.
Die Story ist schön verwickelt und man erfährt erst langsam die ganze Tragweite des Falles. Das Rätselraten dauert jedoch für meinen Geschmack nicht lange genug, irgendwann beginnt man schon zu ahnen, was dahinter steckt. Das Motiv für die Morde war mir auch nicht ganz schlüssig genug, vielleicht nur, weil ich nicht akzeptieren will, dass es das Böse im Menschen auch einfach ohne Grund gibt.
Der Ermittler und die Psychologin werden anschaulich dargestellt, wirken sympathisch und zeigen menschliche Eigenschaften.
Der Schreibstil ist angenehm flüssig zu lesen, nur an wirklicher Spannung mangelt es manchmal.
Da dies der erste Band einer Reihe ist, kann es gut sein, dass ich mir auch die anderen nochmal vorknöpfen werde, ohne jedoch gespannt entgegen zu fiebern (bis jetzt ist meines Wissens der zweite Band erschienen).

Ein solider Thriller für zwischendurch, nicht mehr und nicht weniger.

rororo; Auflage: 5 (1. August 2013)
400 Seiten, 9,99
ISBN 978-3499242175

Permalink (2 Kommentare)   Kommentieren



Samstag, 20. September 2014
Nr. 13; Laura Wulff
Samstag, 20. September 2014, 16:14
Ein Thriller, der mit jeder Seite besser wird, sehr ansprechendes Cover.

Das Buch beginnt sehr verstörend mit dem Missbrauch an einem kleinen Jungen. Hier war tatsächlich schon ein Moment, wo ich mich fragte, ob ich das Ganze wirklich lesen will, als passionierte Thrillerleserin schocken mich detailgenaue Beschreibungen nicht, im Gegenteil. Morde, Verstümmlungen, sadistische Einzelheiten erwarte ich hier.
Wenn es um Kinder geht, bin ich aber scheinbar wohl doch ein wenig dünnhäutiger als gedacht. Glücklicherweise war die Szene nur kurz.
Danach entwickelte sich die Geschichte erst mal wie ein mittelmäßiger Thriller weiter: Eine weibliche Leiche wird in einer jüdischen Einrichtung gefunden, erste Spuren führen zu einem Haus voller ehemaliger Gefängnisinsassen, durchweg pädophil veranlagt und entsprechend nicht gerne gesehen in der Nachbarschaft.
Eine alte, leicht demente Dame will in diesem Haus, passenderweise mit der Nummer 13, einen Mord beobachtet haben, der irgendwie mit der Toten in dem jüdischen Bad übereinstimmen könnte... bis hierhin nichts wirklich innovatives und alles ein bisschen klischeehaft. Anfangs war ich überzeugt davon, dass dieses Buch niemals mehr als drei von fünf Bewertungspunkten verdient hätte.
Aber irgendwie fand ich nach und nach immer mehr in das Geschehen hinein, ohne es anfangs selbst zu bemerken. Und als ich es bemerkte, wusste ich auch warum: Die beteiligten Personen wurden so einfühlsam und realistisch beschrieben, dass ich sie ziemlich bald richtig gut zu kennen glaubte. Außerdem waren sie mir trotz oder vielmehr gerade wegen der menschlichen Macken absolut sympathisch. Hier zeigt sich die Besonderheit des Buches: Der Hauptermittler Daniel Zucker, Rollstuhlfahrer nach einem Unfall und noch nicht mit seinem Schicksal im Reinen. Eben diesen beschreibt die Autorin so herrlich authentisch, seine Probleme, die man als Fußgänger gar nicht wahrnimmt, seine Gefühle zwischen „Ich kann das allein“ und „Ich will nicht mehr“, sein ständiger Kampf gegen Vorurteile und gegen sich selbst. Dies vor allen Dingen macht diesen Thriller zu etwas Besonderem und Lesenswertem.

Auch die anderen beteiligten Figuren haben einen deutlichen Wiedererkennungswert, insbesondere der Cousin von Zuckers Ehefrau, Benjamin, wird so dargestellt, dass sich seine Gefühlswelt absolut offen darlegt und man einfach mitfühlen muss.
Insgesamt zeichnet sich die ganze story durch eine großartige Detailgenauigkeit aus, wie schon beschrieben, am Anfang des Buches für mich zu genau. Aber im Verlauf gewinnt das Buch dadurch einen Art Eigenleben, die einen irgendwann in seinen Bann schlägt.
Inhaltlich spielt das Haus Nummer 13 bald einen immer größere Rolle, hier ist nichts so, wie es anfangs scheint und es zeigt sich schnell, dass einfache Schwarz-Weiß-Malerei hier nicht angebracht ist.
Insgesamt eine mittelmäßige storyidee, allerdings mit sehr schön ausgearbeiteten Protagonisten und einem schönen, wenn auch nicht überraschendem Ende.
Diese ist schon der zweite Band um Daniel Zucker, der Erste allerdings noch nicht von mir gelesen. Wird aber so schnell wie möglich nachgeholt, ich freue mich darauf.


MIRA Taschenbuch; Auflage: 1., Aufl. (10. Februar 2014)
368 Seiten, ISBN 978-3862788705; 8,99 Euro

Permalink (4 Kommentare)   Kommentieren



Donnerstag, 18. September 2014
Das Dorf der Mörder; Elisabeth Herrmann
Donnerstag, 18. September 2014, 20:52
Ein Thriller, in dem die düstere Stimmung fast real spürbar wird, absolute Extraklasse.

Ein brutaler Mord im Berliner Tierpark erschüttert die Stadt, nicht zuletzt, weil eine Kindergartengruppe den Toten zuerst findet. Noch spektakulärer ist allerdings die versuchte Beseitigung des Toten: Eine Horde wilder Schweine sollte den Leichnam fressen. Hat nicht ganz geklappt, einige Teile blieben übrig und wurden entdeckt.
Die Täterin ebenfalls und zwar ziemlich schnell: Charlie Rubin, eine merkwürdige, sehr introvertierte Frau, im Tierpark für die Tiertötung zuständig.
Alle Indizien sprechen gegen sie, einzig die junge Polizistin Sanela Beara zweifelt daran. Mit ihren Einwänden kämpft sie allerdings gegen Windmühlen, der Fall scheint geklärt und damit basta. Sie beginnt auf eigene Faust zu ermittelt und gelangt schließlich in das Geburtsdorf Charlie Rubins: Wendisch Bruch. Im tiefsten Osten der Republik gelegen, fast einem Geisterdorf gleich, leben hier kaum noch Menschen. Das Merkwürdigste daran ist jedoch, dass unter diesen keine Männer mehr sind.
Je weiter Sanela vorstößt, umso unheimlicher wird das Dorf, nur ganz langsam werden seine Geheimnisse preisgegeben und jedes macht die Geschichte bedrückender. Das packende Finale schließlich offenbart menschliche Abgründe, die am Anfang des Buches sicher niemand erwartet hätte.
Welche Rolle die Dorfhunde dabei spielen, die Schwester der Tatverdächtigen und ein Psychologe würde ich zu gerne auch noch beschreiben, aber das würde leider zu viel verraten: Bitte selbst lesen und fesseln lassen ;-)

Dieser Thriller gehört auf jeden Fall zu den besten, die in diesem Jahr zwischen meine Finger geraten sind. Die Atmosphäre ist unglaublich dicht, vor allem das Dorf Wendisch Bruch ist so anschaulich düster geschildert, dass ich mehr als einmal eine Gänsehaut beim Lesen hatte. Auch die Personen sind alle sehr menschlich und nachvollziehbar, vor allem mit der Hauptakteurin Charlie Rubin habe ich mitgefühlt, als ihr Schicksal nach und nach aufgedeckt wurde. Ein Buch, in dem man wirklich mit Haut und Haaren versinken kann und das sich durchaus bis in die Träume schleicht. Allein die Storyideen, die die Autorin hier verarbeitet hat sind extrem vielfältig, super durchdacht und schlüssig. Leider kann ich nicht so gut schreiben wie die Autorin, ich würde meine Begeisterung gerne noch deutlicher ausdrücken, mir fehlen jedoch die Worte. Unbedingt lesen!


Goldmann Verlag (11. August 2014);
480 Seiten (Taschenbuch)
ISBN 978-3442481149
9,99 Euro

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Mittwoch, 17. September 2014
Das Skript; Arno Strobel
Mittwoch, 17. September 2014, 18:16
Als großem Fitzek-Fan wurde mir schon vor längerer Zeit Arno Strobel sehr ans Herz gelegt. Das Skript war nun das Erste von mir gelesene Buch dieses Autors und ich bin sehr begeistert.
Doch zuerst zum Inhalt: Die Studentin Nina Hartmann bekommt ein Päckchen zugesandt, dessen Inhalt sie nicht so recht definieren kann. Es scheint eine Art Bilderrahmen zu sein, bespannt mit irgendetwas Lederartigem. Schnell stellt sich heraus, dass es ein Stück Haut ist - menschliche Haut, beschriftet mit Ziffernfolgen.
Bei ihren Ermittlungen in diesem Fall stößt die Polizei auf den mehr oder weniger erfolgreichen Autor Christoph Jahn. Dieser ist erst vor einiger Zeit nach Hamburg gezogen, um einen Schlussstrich unter einen schmerzvollen Vorfall in seiner Vergangenheit zu ziehen: Ein Psychopath hatte einen seiner Thriller bis ins kleinste Detail nachgespielt, was zu einem Todesfall und viel Aufsehen führte. Andererseits förderte dieses Ereignis natürlich die Verkaufszahlen seines Buches und so ganz lupenrein war sein Alibi damals auch nicht...
Sein nächster Roman, „Das Skript“ ist noch um einiges blutrünstiger und zufällig beginnt er mit einem mit Haut bespannten Bilderrahmen. Auch dieser Roman scheint also nachgestellt zu werden, es verschwinden noch mehrere Frauen, die Tage später tot und entstellt aufgefunden werden. Der Täter hat es auf ihre Haut abgesehen, um darauf den Text für ein Buch zu schreiben, ganz nach der Vorlage Christoph Jahns. Dieser verstrickt sich dann auch schnell in Widersprüche, aber auch die Aussagen einiger anderer Personen sind voller Ungereimtheiten.
Nach einigem Rätselraten beim Leser löst sich das Ende sehr schön auf, die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und das ganze Buch wirkt insgesamt rund.
Sehr gut gefallen haben mir die Charakterdarstellungen, die Figuren wirken authentisch und ich muss gestehen,den Lektor von Christoph Jahn konnte ich fast riechen, keine angenehme Erfahrung, da er als sehr ungepflegt beschrieben wird. Ein dickes Plus also für die Ausarbeitung der Personen, ich habe das Gefühl, sie jederzeit wieder erkennen zu können. Dies liegt sicher auch an den ausgereiften Dialogen, jede Figur hat eine eigene Art zu sprechen.
Auch an Spannung mangelt es nicht, zu keiner Zeit kam Langeweile auf. Einige Szenen werden sehr brutal und detailreich beschrieben, nicht jedermanns Sache, aber für einen Thriller angemessen.
Strobels Art zu Schreiben ist angenehm und flüssig zu lesen, er verzettelt sich nicht in seinen Ausführungen und trotzdem ist man als Leser jederzeit mittendrin im Geschehen.
Die Story-Idee an sich ist nicht überragend innovativ, trotzdem gut und schön ausgearbeitet.
Insgesamt ein kurzweiliger Thriller und sicherlich nicht der letzte Strobel, den ich lesen werde.


Fischer Taschenbuch Verlag; Auflage: 4 (27. Februar 2012)
400 Seiten, 8,99 Euro
ISBN 978-3596191031

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Zero- Sie wissen, was du tust; Marc Elsberg
Mittwoch, 17. September 2014, 18:04
Das Buch beginnt actionreich mit einem unerlaubten Video über den Präsidenten der Vereinigten Staaten: Drohnen, ausgerüstet mit Kameras, filmen ihn privat und dringen sogar bis in seine Wohnung vor. Damit nicht genug, werden diese Filme auch noch live in Sekundenschnelle weltweit über das Internet verbreitet.
Schnell bekennt sich eine Internetaktivistengruppe namens „Zero“ dazu, welche in erster Linie gegen das massive Ausspionieren und Sammeln von Daten im Netz vorgehen möchte.
Nach einem Szenenwechsel lernt der Leser die Journalistin Cynthia kennen, die trotz Widerwillen gegen neue Techniken in diesem Fall recherchieren soll. Zu diesem Zweck bekommt sie eine Datenbrille, ausgerüstet mit modernster Gesichtserkennungssoftware und natürlich Internetzugang. Ihre Tochter Viola, typischer Digital Native, testet sie leihweise mit ihren Freunden, was zu einem unerwarteten Unglück führt.
Viola ist außerdem ein aktiver Nutzer von Apps der jungen Internetfirma „freemee“. Diese bringt ihre User dazu, sämtliche persönlichen Daten freiwillig zu sammeln und ins Netz zu stellen, um sie dann zu verkaufen. Nebenbei wird so ein Nutzerprofil, basierend auf persönlichen Wertvorstellungen, erstellt und dieses wiederum für Ratgeberapps genutzt. Diese Anwendungen machen den Usern Vorschläge, wie sie ihr Leben bestmöglich optimieren können, wie sie zu besseren Noten kommen, bei der Clique angesagter werden etc. Wie „gut“ man sich dann verhält, wird in sogenannten öffentlichen Rankinglisten aufgezeigt.
Was erst noch wie ein relativ harmloses Spiel klingt, weitet sich schnell zu einem immer größeren Skandal aus, bis hin zu massiven Manipulationen und Mord.
Welche Rolle Zero dabei spielt, offenbart sich erst langsam, nach und nach.
Der Autor schreibt in seinem Vorwort, die Geschichte an sich sei fiktiv, die heutige Technologie aber durchaus zu den beschriebenen Szenarien in der Lage.
Gut, meine Kenntnisse über Computer- und Internettechnologie reichen nicht sehr weit, aber für mich klang das Ganze doch immer ein wenig nach Sciencefiction. Dies tat der Geschichte jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Soweit ich es nachvollziehen kann, ist alles sehr gut recherchiert und hat mich mehr als einmal sehr nachdenklich gemacht. Volle Punktzahl also für die Idee des Autors.
Leider wurde mein Lesevergnügen doch sehr geschmälert durch die mangelnde Struktur des Buches. Es gibt keine Kapiteleinteilungen, dafür aber sehr häufige und schnelle Szenenwechsel. Dies verbunden mit einer Vielzahl an beteiligten Personen, in verschiedenen Orten und Funktionen, hat mich mehr als einmal ziemlich verwirrt. Netterweise hat der Autor auch ein Personenverzeichnis in das Buch aufgenommen, leider aber erst am Ende des Buches...da war es für mich nutzlos. Zum Schluß hatte ich das Gefühl, immer noch einige lose Enden in meiner Hand zu halten, die sich irgendwie nirgendwo so recht anknüpfen ließen.
Insgesamt fehlt es dem Buch massiv an Tiefe, an der Ausgestaltung der Personen, was gerade aufgrund der tollen Story-Idee extrem schade ist.
Fazit: Ein Werk, das mir bestimmt aufgrund seines Inhaltes länger im Gedächtnis bleiben wird und über dessen Aussage ich noch länger nachdenken werde. Aber ein pures Lesevergnügen ist es nicht.


Blanvalet Verlag (26. Mai 2014)
480 Seiten, Gebundene Ausgabe; 19,99 Euro
ISBN 978-3764504922

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Höllental, Andreas Winkelmann
Mittwoch, 17. September 2014, 18:00
Inhaltsangabe:
Mitten in einem gewaltigen Schneesturm erklimmt die junge Laura die Höllentalbrücke, mit der festen Absicht hier ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der Bergretter Roman versucht noch, sie zu retten, doch sie entwindet sich seinem Griff und lässt sich in die Tiefe fallen. Ein letzter angsterfüllter Blick von ihr bleibt in seinem Gedächtnis und lässt ihn nicht mehr los. Warum hatte das Mädchen solche Angst und vor wem? Welchen Grund hatte sie, sich von der Brücke zu stürzen und warum hat sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen? Dies Fragen beschäftigen ihn so sehr, dass er beginnt eigene Nachforschungen anzustellen, wobei er zuerst die Freunde des jungen Mädchens kennenlernt. Ziemlich schnell zeigt sich, dass hier schon seit einiger Zeit von keiner wirklichen Freundschaft mehr die Rede sein kann, schließlich offenbart sich ihm eine Geheimnis, dass ihn ein wenig tiefer in die Seele Lauras blicken lässt. Auch deren schwerreiche Eltern wolen sich nicht einfach mit dem Tod ihrer einzigen Tochter abfinden und stellen einen Privatdetektiv ein. Wird dieser Licht in das Dunkel bringen? Und was hat es mit den Gedankengängen eines Soldaten in Afghanistan auf sich, die immer mal wieder in einem parallelen Erzählstrang auftauchen?
Persönliche Meinung:
Dies ist nicht das erste Buch von Andreas Winkelmann, das ich gelesen habe, und wie bei den anderen bin ich nach wie vor nicht hundertprozentig überzeugt davon. Die Geschichte um die Selbstmörderin Laura schien erst ganz spannend zu werden, ein zwischengeschobener Erzählstrang, in Afghanistan spielend, weckte meine Neugier auf die dazu gehörigen Hintergründe.
Die Idee der Geschichte dahinter ist sehr gut, auch eine überraschende Wendung etwa in der Mitte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Eine Überraschung am Ende dagegen fand ich zu wenig ausgearbeitet, hier wird der Leser meiner Meinung nach ein wenig irritiert zurückgelassen. Weiterhin gibt sich Winkelmann ausgesprochene Mühe bei der Beschreibung der Natur, will wohl auch die Gefahr der Berge, die eisige Kälte des Schneesturms und die Angst der Protagonisten deutlich aufzeigen, aber gefühlt habe ich dies beim Lesen nicht. Mir fiel es überhaupt schwer, mich in die Hauptpersonen hineinzuversetzen, einzig allein bei dem Bergretter Roman hat es funktioniert, alle anderen blieben mir nur oberflächlich bekannt und auch der Tod des Einen oder Anderen hat mich nicht sonderlich erschreckt oder mitfühlen lassen. Die Gewaltszenen, und davon gibt es einige, sind deutlich und anschaulich beschrieben. Sicherlich nichts für schwache Gemüter, ob diese Darstellung den Geschmack des Lesers trifft, mag dieser selbst entscheiden.
Gestört haben mich die schnellen Ortswechsel innerhalb eines Kapitels, nur durch einen Absatz voneinander getrennt, ich fühlte mich zeitweise regelrecht durch das Buch gehetzt und habe es entsprechend schnell gelesen (wobei der Genuss zeitweise leider auf der Strecke blieb).
Ein in meinen Augen großer Fehler ist dem Autor (und dem Lektorat) unterlaufen, in dem eine der Hauptpersonen, ein Freund Lauras, anfangs Martin und später im Buch Armin genannt wird. So etwas empfinde ich als Leser schon ärgerlich und sollte nicht passieren.
Insgesamt lässt sich da Buch gut lesen, wird sich aber nicht lange in meiner Erinnerung halten. In meinen Augen ist es nicht schlecht, gehört aber sicher auch nicht zu den Besten auf dem deutschen Psychothriller-Markt.


Goldmann Verlag (18. Februar 2013)
352 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3442475612

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Deathbook, Andreas Winkelmann
Mittwoch, 17. September 2014, 17:56
Endlich ein Winkelmann, der absolut überzeugt. So real beschrieben, dass Herzklopfen beim Lesen kaum ausbleiben kann!

Inhalt:
Der Hauptprotagonist ist in diesem Thriller der Autor selbst, was von Anfang an eine persönliche Beziehung zu ihm entstehen lässt. Andreas Winkelmann, erfolgreicher Autor für Thrillerbücher verliert seine geliebte Nichte Kathi durch einen Selbstmord. Doch ist ihr Tod wirklich so leicht zu erklären? Andreas will sich damit nicht abfinden und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. An der Todesart seiner Nichte besteht kein Zweifel, sie lag auf abgelegenen Bahngleisen und wurde vom Zug überfahren. Aber geschah dies wirklich aus freien Stücken? Als im Internet ein Video auftaucht, dass ihren Tod in allen Einzelheiten aufzeigt, wird klar, dass mehr dahinter stecken muss. Mit Hilfe von Michaela Sperling, einer Freundin Winkelmanns und Polizeianwärterin, und Jan Krutschig, einem Computerspezialisten, erfährt Andreas immer mehr Einzelheiten über eine ominöse Internetseite namens „Deathbook“. Immer mehr Menschen sterben auf mysteriöse Art und jedesmal tauchen Videos ihrer letzten Minuten im Internet auf. Eine wichtige Rolle scheinen dabei QR-Codes zu spielen. Schnell merkt Andreas, dass sich das Leben seiner Nichte und vieler anderer Jugendliche zu einem großen Teil im Internet abspielt, vor allem auf facebook pflegen sie Freundschaften wie im realen Leben, ohne zu bedenken, dass die scheinbare Intimität ihrer Gespräche dort nur allzu leicht zu durchbrechen ist. Zum Ende des Buches verstrickt sich der Hauptprotagonist immer weiter in das Geschehen, und macht sich selbst zum Hauptverdächtigen. Sollte er alles nur inszeniert haben, um den Erfolg seiner eigen Bücher voranzutreiben? Und welche Rolle spielt der eigenartige Lehrer Kathis, der (rein zufällig?) der Leiter eines Projektes war, in dem Kathi sich sehr engagiert hatte und dessen Thema der Tod in all seinen Facetten war? Eines sei versprochen: am Ende werden alle losen Fäden schlüssig verknüpft und es kommt zu einem passenden Abschluss.

Persönliche Einschätzung:
Dieses Buch ist das vierte von mir gelesene dieses Autors und bis jetzt konnte er mich nie hundertprozentig überzeugen. Aber in diesem Fall ist es ihm gelungen: ich finde das Buch wirklich großartig. Wie von Winkelmann gewohnt, beschreibt er besonders die Todesszenen sehr anschaulich, aber dieses Mal ist es ihm auch gelungen, bei mir ein absolutes Spannungsgefühl zu erzeugen. Zugegeben, ganz kurz zwischendurch habe ich mich schon gefragt, woher ein normaler Mensch den Mut nimmt, sich so offensichtlich in Gefahr zu begeben, wie es der Protagonist macht. Ein paarmal wirkte es doch ein klein wenig überzogen. Aber alles andere wirkte so überzeugend auf mich, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe. Ich konnte von Anfang an mit (dem fiktiven) Andreas Winkelmann mitfühlen, seine Gedankengänge und Gefühle nachvollziehen, also endlich genau das, was mir in seinen vorherigen Werken gefehlt hat. Die Idee, sich selbst zur Hauptfigur zu machen finde ich wirklich grandios. Auch die Beschreibungen der Schauplätze sind ihm überzeugend gelungen. Außerdem ist seine Idee, das Internet und seine Gefahren zum Thema zu machen, absolut gut und sehr aktuell. Zeitweise machte mich dies, als facebook und Co.- Nutzer, wirklich nachdenklich, wenn dieser Effekt auch bei anderen Internetnutzern angekommen ist, umso besser.
Zuerst hat der Autor dieses Buch als interaktive ebook-Reihe herausgebracht, auf deren Einteilung auch die Kapitel in dem Gesamtbuch aufbauen. Diese Rezension bezieht sich auf das Gesamtbuch, was im Vergleich zu den Einzelwerken noch überarbeitet sein soll. Dafür fehlen hier natürlich die interaktive Momente, wie zum Beispiel links zu Videos o.ä. Da ich ja aber ein Buch lesen wollte und kein PC-Spiel spielen, habe ich wahrscheinlich hiermit die für mich bessere Variante ausgewählt ;-)

Wunderlich; Auflage: 2 (6. Dezember 2013)
448 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro
ISBN 978-3805250641

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren



Das Wittgensteinprogramm, Philip Kerr
Mittwoch, 17. September 2014, 17:55
Ein bisschen Philosophie, ein bisschen Science Fiction und ein bisschen Thriller... das sind die Hauptzutaten, aus denen Philip Kerr einen preisgekrönten Roman gezaubert hat.

Inhalt: Im London des Jahres 2013 geht es nicht gerade friedlich zu: auf der Polizeistation wird fleißig ausgehandelt, wer in welchem der zahlreichen Mordfälle ermitteln darf. Einige Serienkiller treiben ihr Unwesen, woran auch das neuartige Lombroso-Computer-Programm nichts ändern kann. In diesem sind alle Männer verzeichnet, die eine Gehirnanomalie aufweisen, welche wiederum ein Zeichen für eine höhere Gewaltbereitschaft sein soll. Einer dieser Serientäter wird allerdings auf beunruhigende Weise mit diesem Programm in Verbindung gebracht: Scheinbar hat er es auf die hierin verzeichneten Männer abgesehen und tötet diese alle auf die gleiche Weise: mit sechs Schüssen in den Hinterkopf. Dies versetzt die gesamte Politik in Aufregung, schließlich ist das Programm sowieso schon sehr umstritten und, was noch viel wichtiger ist: es wurde garantiert, dass niemand auf die Daten des Programms zugreifen kann. Nun, jemand hat es dann doch geschafft, was darauf schließen lässt, dass dieser Jemand mit einer relativ hohen Intelligenz gesegnet sein muss. Die eingeschobenen Gedankengänge des Mörders zeigen dann auch relativ schnell, dass der Grad zwischen Genie und Wahnsinn tatsächlich schmal ist, philosophische Abhandlungen mischen sich zu wirren Gedankengängen, die darauf schließen lassen, dass der Mann sich eventuell für einen modernen Robin Hood hält, mindestens aber keinerlei Schuldbewusstsein aufweist. Anfangs widerwillig wird als Hauptermittlerin die Kommissarin Jake erwählt, die durch eine gelungene Darstellung schnell Sympathiepunkte beim Leser gewinnt. Das Ende des Buches ist passend, nicht spektakulär, aber eine runde Sache.

Persönliche Meinung:
Von dem Titel und dem Klappentext absolut angesprochen, hatte ich sehr hohe Erwartungen an das Buch, die jedoch leider nicht ganz erfüllt wurden. Die Idee, einen Philosophen als Täter zu beschreiben ist sehr schön, vor allem weil es abseits von den sonst so üblichen Klischees der „Traumatische-Kindheit-Mörder“ ist. So wird auch tatsächlich nicht wirklich begründet, woher der wirre Geist des Täters stammt: Er tötet einfach, weil er es für richtig hält. Leider sind aber die philosophischen Gedankengänge zeitweise sehr langatmig, um nicht zu sagen, sehr langweilig zu lesen. Für ausgebildete Philosophen erscheinen sie bestenfalls als populäres Halbwissen, für philosophieferne Leser als mühseliges Geschwafel. Sehr schade, dies zieht das Buch doch sehr in die Länge. Trotzdem regt das Buch doch sehr zum Nachdenken an, da es einige fiktive Science Fiction Elemente enthält, die gar nicht so fiktiv klingen. Zum einen gibt es dem beschriebenen England des Jahres 2013 z.B. ein Strafkoma für besonders schwere Straftäter, als Alternative zu einer Haftstrafe. Hier lohnt es sich schon, über die ethischen Fragen, die eine solche Strafe mit sich brächte zu sinnieren. Ebenso verhält es sich mit dem Lombroso-Programm und seinen Folgen: Zum einen wird damit in Frage gestellt, ob die Straftäter wirklich schuldig sein können, wenn sie doch aufgrund einer Gehirnanomalie handeln. Haben sie dann überhaupt einen freien Willen? Und in dem Zuge: hat überhaupt jemand einen freien Willen? Gibt es diesen, wenn man Verhaltensweisen aus den Ausformungen unseres Gehirns erklären kann? Zum Anderen steht auch die (real aktuelle) Frage nach der Datensicherung im PC-Zeitalter im Raum... was darf wer von meinen Daten wo aufzeichnen und wer hat Zugriff darauf?
Das Buch hat also wirklich philosophisches Potenzial und wäre auch wirklich sehr gut, wenn der Autor es geschafft hätte, ein wenig mehr Spannung aufzubauen. So plätschert es stellenweise sehr dahin. Der Autor hat damit den deutschen Krimi-Preis für den besten internationalen Kriminalroman 1995 bekommen, für die Idee sicherlich verdient, für das Lesevergnügen hätte ich einige andere Bücher vorgezogen.
Originaltitel: A philosophical investigation,

Permalink (0 Kommentare)   Kommentieren