Buchrezensionen
Deathbook, Andreas Winkelmann
Mittwoch, 17. September 2014, 17:56
Endlich ein Winkelmann, der absolut überzeugt. So real beschrieben, dass Herzklopfen beim Lesen kaum ausbleiben kann!

Inhalt:
Der Hauptprotagonist ist in diesem Thriller der Autor selbst, was von Anfang an eine persönliche Beziehung zu ihm entstehen lässt. Andreas Winkelmann, erfolgreicher Autor für Thrillerbücher verliert seine geliebte Nichte Kathi durch einen Selbstmord. Doch ist ihr Tod wirklich so leicht zu erklären? Andreas will sich damit nicht abfinden und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. An der Todesart seiner Nichte besteht kein Zweifel, sie lag auf abgelegenen Bahngleisen und wurde vom Zug überfahren. Aber geschah dies wirklich aus freien Stücken? Als im Internet ein Video auftaucht, dass ihren Tod in allen Einzelheiten aufzeigt, wird klar, dass mehr dahinter stecken muss. Mit Hilfe von Michaela Sperling, einer Freundin Winkelmanns und Polizeianwärterin, und Jan Krutschig, einem Computerspezialisten, erfährt Andreas immer mehr Einzelheiten über eine ominöse Internetseite namens „Deathbook“. Immer mehr Menschen sterben auf mysteriöse Art und jedesmal tauchen Videos ihrer letzten Minuten im Internet auf. Eine wichtige Rolle scheinen dabei QR-Codes zu spielen. Schnell merkt Andreas, dass sich das Leben seiner Nichte und vieler anderer Jugendliche zu einem großen Teil im Internet abspielt, vor allem auf facebook pflegen sie Freundschaften wie im realen Leben, ohne zu bedenken, dass die scheinbare Intimität ihrer Gespräche dort nur allzu leicht zu durchbrechen ist. Zum Ende des Buches verstrickt sich der Hauptprotagonist immer weiter in das Geschehen, und macht sich selbst zum Hauptverdächtigen. Sollte er alles nur inszeniert haben, um den Erfolg seiner eigen Bücher voranzutreiben? Und welche Rolle spielt der eigenartige Lehrer Kathis, der (rein zufällig?) der Leiter eines Projektes war, in dem Kathi sich sehr engagiert hatte und dessen Thema der Tod in all seinen Facetten war? Eines sei versprochen: am Ende werden alle losen Fäden schlüssig verknüpft und es kommt zu einem passenden Abschluss.

Persönliche Einschätzung:
Dieses Buch ist das vierte von mir gelesene dieses Autors und bis jetzt konnte er mich nie hundertprozentig überzeugen. Aber in diesem Fall ist es ihm gelungen: ich finde das Buch wirklich großartig. Wie von Winkelmann gewohnt, beschreibt er besonders die Todesszenen sehr anschaulich, aber dieses Mal ist es ihm auch gelungen, bei mir ein absolutes Spannungsgefühl zu erzeugen. Zugegeben, ganz kurz zwischendurch habe ich mich schon gefragt, woher ein normaler Mensch den Mut nimmt, sich so offensichtlich in Gefahr zu begeben, wie es der Protagonist macht. Ein paarmal wirkte es doch ein klein wenig überzogen. Aber alles andere wirkte so überzeugend auf mich, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe. Ich konnte von Anfang an mit (dem fiktiven) Andreas Winkelmann mitfühlen, seine Gedankengänge und Gefühle nachvollziehen, also endlich genau das, was mir in seinen vorherigen Werken gefehlt hat. Die Idee, sich selbst zur Hauptfigur zu machen finde ich wirklich grandios. Auch die Beschreibungen der Schauplätze sind ihm überzeugend gelungen. Außerdem ist seine Idee, das Internet und seine Gefahren zum Thema zu machen, absolut gut und sehr aktuell. Zeitweise machte mich dies, als facebook und Co.- Nutzer, wirklich nachdenklich, wenn dieser Effekt auch bei anderen Internetnutzern angekommen ist, umso besser.
Zuerst hat der Autor dieses Buch als interaktive ebook-Reihe herausgebracht, auf deren Einteilung auch die Kapitel in dem Gesamtbuch aufbauen. Diese Rezension bezieht sich auf das Gesamtbuch, was im Vergleich zu den Einzelwerken noch überarbeitet sein soll. Dafür fehlen hier natürlich die interaktive Momente, wie zum Beispiel links zu Videos o.ä. Da ich ja aber ein Buch lesen wollte und kein PC-Spiel spielen, habe ich wahrscheinlich hiermit die für mich bessere Variante ausgewählt ;-)

Wunderlich; Auflage: 2 (6. Dezember 2013)
448 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro
ISBN 978-3805250641

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