Buchrezensionen
Mittwoch, 17. September 2014
Das Skript; Arno Strobel
Mittwoch, 17. September 2014, 18:16
Als großem Fitzek-Fan wurde mir schon vor längerer Zeit Arno Strobel sehr ans Herz gelegt. Das Skript war nun das Erste von mir gelesene Buch dieses Autors und ich bin sehr begeistert.
Doch zuerst zum Inhalt: Die Studentin Nina Hartmann bekommt ein Päckchen zugesandt, dessen Inhalt sie nicht so recht definieren kann. Es scheint eine Art Bilderrahmen zu sein, bespannt mit irgendetwas Lederartigem. Schnell stellt sich heraus, dass es ein Stück Haut ist - menschliche Haut, beschriftet mit Ziffernfolgen.
Bei ihren Ermittlungen in diesem Fall stößt die Polizei auf den mehr oder weniger erfolgreichen Autor Christoph Jahn. Dieser ist erst vor einiger Zeit nach Hamburg gezogen, um einen Schlussstrich unter einen schmerzvollen Vorfall in seiner Vergangenheit zu ziehen: Ein Psychopath hatte einen seiner Thriller bis ins kleinste Detail nachgespielt, was zu einem Todesfall und viel Aufsehen führte. Andererseits förderte dieses Ereignis natürlich die Verkaufszahlen seines Buches und so ganz lupenrein war sein Alibi damals auch nicht...
Sein nächster Roman, „Das Skript“ ist noch um einiges blutrünstiger und zufällig beginnt er mit einem mit Haut bespannten Bilderrahmen. Auch dieser Roman scheint also nachgestellt zu werden, es verschwinden noch mehrere Frauen, die Tage später tot und entstellt aufgefunden werden. Der Täter hat es auf ihre Haut abgesehen, um darauf den Text für ein Buch zu schreiben, ganz nach der Vorlage Christoph Jahns. Dieser verstrickt sich dann auch schnell in Widersprüche, aber auch die Aussagen einiger anderer Personen sind voller Ungereimtheiten.
Nach einigem Rätselraten beim Leser löst sich das Ende sehr schön auf, die Spannung bleibt bis zum Schluss erhalten und das ganze Buch wirkt insgesamt rund.
Sehr gut gefallen haben mir die Charakterdarstellungen, die Figuren wirken authentisch und ich muss gestehen,den Lektor von Christoph Jahn konnte ich fast riechen, keine angenehme Erfahrung, da er als sehr ungepflegt beschrieben wird. Ein dickes Plus also für die Ausarbeitung der Personen, ich habe das Gefühl, sie jederzeit wieder erkennen zu können. Dies liegt sicher auch an den ausgereiften Dialogen, jede Figur hat eine eigene Art zu sprechen.
Auch an Spannung mangelt es nicht, zu keiner Zeit kam Langeweile auf. Einige Szenen werden sehr brutal und detailreich beschrieben, nicht jedermanns Sache, aber für einen Thriller angemessen.
Strobels Art zu Schreiben ist angenehm und flüssig zu lesen, er verzettelt sich nicht in seinen Ausführungen und trotzdem ist man als Leser jederzeit mittendrin im Geschehen.
Die Story-Idee an sich ist nicht überragend innovativ, trotzdem gut und schön ausgearbeitet.
Insgesamt ein kurzweiliger Thriller und sicherlich nicht der letzte Strobel, den ich lesen werde.


Fischer Taschenbuch Verlag; Auflage: 4 (27. Februar 2012)
400 Seiten, 8,99 Euro
ISBN 978-3596191031

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Zero- Sie wissen, was du tust; Marc Elsberg
Mittwoch, 17. September 2014, 18:04
Das Buch beginnt actionreich mit einem unerlaubten Video über den Präsidenten der Vereinigten Staaten: Drohnen, ausgerüstet mit Kameras, filmen ihn privat und dringen sogar bis in seine Wohnung vor. Damit nicht genug, werden diese Filme auch noch live in Sekundenschnelle weltweit über das Internet verbreitet.
Schnell bekennt sich eine Internetaktivistengruppe namens „Zero“ dazu, welche in erster Linie gegen das massive Ausspionieren und Sammeln von Daten im Netz vorgehen möchte.
Nach einem Szenenwechsel lernt der Leser die Journalistin Cynthia kennen, die trotz Widerwillen gegen neue Techniken in diesem Fall recherchieren soll. Zu diesem Zweck bekommt sie eine Datenbrille, ausgerüstet mit modernster Gesichtserkennungssoftware und natürlich Internetzugang. Ihre Tochter Viola, typischer Digital Native, testet sie leihweise mit ihren Freunden, was zu einem unerwarteten Unglück führt.
Viola ist außerdem ein aktiver Nutzer von Apps der jungen Internetfirma „freemee“. Diese bringt ihre User dazu, sämtliche persönlichen Daten freiwillig zu sammeln und ins Netz zu stellen, um sie dann zu verkaufen. Nebenbei wird so ein Nutzerprofil, basierend auf persönlichen Wertvorstellungen, erstellt und dieses wiederum für Ratgeberapps genutzt. Diese Anwendungen machen den Usern Vorschläge, wie sie ihr Leben bestmöglich optimieren können, wie sie zu besseren Noten kommen, bei der Clique angesagter werden etc. Wie „gut“ man sich dann verhält, wird in sogenannten öffentlichen Rankinglisten aufgezeigt.
Was erst noch wie ein relativ harmloses Spiel klingt, weitet sich schnell zu einem immer größeren Skandal aus, bis hin zu massiven Manipulationen und Mord.
Welche Rolle Zero dabei spielt, offenbart sich erst langsam, nach und nach.
Der Autor schreibt in seinem Vorwort, die Geschichte an sich sei fiktiv, die heutige Technologie aber durchaus zu den beschriebenen Szenarien in der Lage.
Gut, meine Kenntnisse über Computer- und Internettechnologie reichen nicht sehr weit, aber für mich klang das Ganze doch immer ein wenig nach Sciencefiction. Dies tat der Geschichte jedoch keinen Abbruch, im Gegenteil. Soweit ich es nachvollziehen kann, ist alles sehr gut recherchiert und hat mich mehr als einmal sehr nachdenklich gemacht. Volle Punktzahl also für die Idee des Autors.
Leider wurde mein Lesevergnügen doch sehr geschmälert durch die mangelnde Struktur des Buches. Es gibt keine Kapiteleinteilungen, dafür aber sehr häufige und schnelle Szenenwechsel. Dies verbunden mit einer Vielzahl an beteiligten Personen, in verschiedenen Orten und Funktionen, hat mich mehr als einmal ziemlich verwirrt. Netterweise hat der Autor auch ein Personenverzeichnis in das Buch aufgenommen, leider aber erst am Ende des Buches...da war es für mich nutzlos. Zum Schluß hatte ich das Gefühl, immer noch einige lose Enden in meiner Hand zu halten, die sich irgendwie nirgendwo so recht anknüpfen ließen.
Insgesamt fehlt es dem Buch massiv an Tiefe, an der Ausgestaltung der Personen, was gerade aufgrund der tollen Story-Idee extrem schade ist.
Fazit: Ein Werk, das mir bestimmt aufgrund seines Inhaltes länger im Gedächtnis bleiben wird und über dessen Aussage ich noch länger nachdenken werde. Aber ein pures Lesevergnügen ist es nicht.


Blanvalet Verlag (26. Mai 2014)
480 Seiten, Gebundene Ausgabe; 19,99 Euro
ISBN 978-3764504922

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Mein 24. Dezember Eine seltsame Geschichte Achim Bröger
Mittwoch, 17. September 2014, 18:03
Der junge Hund Flocki lebt in einer Familie bestehend aus dem Großen, genannt Papa, aus der Mama, die eigentlich ganz nett ist, weil sie Flocki füttert und drei Kindern. Eigentlich führt Flocki ein ganz normales Hundeleben, bis eine merkwürdige Zeit beginnt. Von einem Tag auf den anderen gehen seine Familienmitglieder nicht mehr zur Arbeit und zur Schule, ständig klingelt ein Mann und bringt Pakete (und den mag Flocki gar nicht) und überhaupt benehmen sich alle ganz komisch. Der merkwürdigste Tag allerdings beginnt mit einem Baum, den der Große extra für ihn im Wohnzimmer aufstellt. Oder doch nicht für ihn? Und dann sind da noch die ganzen verpackten Pakete unter dem Bett der Eltern... das ein oder andere könnte man ja schon mal auspacken, denkt sich Flocki. Sehr seltsam ist auch, dass an den Baum lauter bunte Bälle gehängt werden. Sie taugen aber nicht viel, gehen schon beim ersten Spielen kaputt. Trotzdem ist Flocki entsetzt, als er hört, dass der Baum angezündet werden soll, das muss er auf jeden Fall verhindern. Hierfür ist schnell eine Lösung gefunden, doch schon taucht das nächste Problem auf: komische Männer, ähnlich beladen wie der Paketbote, aber ganz komisch angezogen: roter Mantel, rote Mütze, langer Bart. Sehr verdächtig, meint Flocki, und schlägt ihn in die Flucht. Als wenn das noch nicht genug wäre, benehmen sich die Kinder auch noch ganz schrecklich: „Sie stellen sich nebeneinander. Ziehen jeder ein ganz ernstes Gesicht. Dann machen sie die Münder auf und geben ziemlich grässliche Töne von sich.“ (45)
Wenigstens findet Flocki eine große Wurst, die fast so toll duftet wie der große Vogel in der Küche... aber ob er sie wirklich fressen soll? Und was wird noch an diesem seltsamen Tag passieren?

Ein wunderbares Buch, mein Sohn hat es geliebt und auch ich habe beim Lesen manches Mal laut gelacht. Sehr schön hat Achim Bröger die Sicht des Hundes beschrieben, seine Verwirrung über das rätselhafte Verhalten seiner Menschen. Kindgerechte große Schrift und kurze Sätze, eine Ich-Erzählform aus Sicht des Hundes sowie eine einfache Wortwahl machen das Buch für Grundschulkinder sicher zu einem Erlebnis. Einige sehr schöne schwarz-weiß Zeichnungen lockern das Ganze noch ein wenig auf und machen es für Kinder noch anschaulicher.
Meiner Meinung nach ist dieses Büchlein aber auch für Erwachsene sehr schön zu lesen. Ein wenig hält der junge Hund uns doch einen Spiegel vor: wie leicht artet die eigentlich besinnliche und ruhige Weihnachtszeit tatsächlich in Stress, Hektik und Streit aus. Auch als Flocki der Mama etwas Gutes tun wollte, erkannte ich mich ein bisschen wieder: Da ist dieses Ding, „Stollen“ wird es genannt, von dem sie immer heimlich nascht. Danach stellt sie sich auf die Waage und stöhnt ganz laut... irgendetwas Schlimmes muss also daran sein, woraufhin Flocki den Stollen einfach versteckt.
In erster Linie ist das Buch sehr witzig zu lesen, regt aber auch ein wenig zum Nachdenken an.
Ein schönes (Weihnachts)geschenk für Kinder und Erwachsene (insbesondere Hundeliebhaber).

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Höllental, Andreas Winkelmann
Mittwoch, 17. September 2014, 18:00
Inhaltsangabe:
Mitten in einem gewaltigen Schneesturm erklimmt die junge Laura die Höllentalbrücke, mit der festen Absicht hier ihrem Leben ein Ende zu setzen. Der Bergretter Roman versucht noch, sie zu retten, doch sie entwindet sich seinem Griff und lässt sich in die Tiefe fallen. Ein letzter angsterfüllter Blick von ihr bleibt in seinem Gedächtnis und lässt ihn nicht mehr los. Warum hatte das Mädchen solche Angst und vor wem? Welchen Grund hatte sie, sich von der Brücke zu stürzen und warum hat sie keinen anderen Ausweg mehr gesehen? Dies Fragen beschäftigen ihn so sehr, dass er beginnt eigene Nachforschungen anzustellen, wobei er zuerst die Freunde des jungen Mädchens kennenlernt. Ziemlich schnell zeigt sich, dass hier schon seit einiger Zeit von keiner wirklichen Freundschaft mehr die Rede sein kann, schließlich offenbart sich ihm eine Geheimnis, dass ihn ein wenig tiefer in die Seele Lauras blicken lässt. Auch deren schwerreiche Eltern wolen sich nicht einfach mit dem Tod ihrer einzigen Tochter abfinden und stellen einen Privatdetektiv ein. Wird dieser Licht in das Dunkel bringen? Und was hat es mit den Gedankengängen eines Soldaten in Afghanistan auf sich, die immer mal wieder in einem parallelen Erzählstrang auftauchen?
Persönliche Meinung:
Dies ist nicht das erste Buch von Andreas Winkelmann, das ich gelesen habe, und wie bei den anderen bin ich nach wie vor nicht hundertprozentig überzeugt davon. Die Geschichte um die Selbstmörderin Laura schien erst ganz spannend zu werden, ein zwischengeschobener Erzählstrang, in Afghanistan spielend, weckte meine Neugier auf die dazu gehörigen Hintergründe.
Die Idee der Geschichte dahinter ist sehr gut, auch eine überraschende Wendung etwa in der Mitte des Buches hat mir sehr gut gefallen. Eine Überraschung am Ende dagegen fand ich zu wenig ausgearbeitet, hier wird der Leser meiner Meinung nach ein wenig irritiert zurückgelassen. Weiterhin gibt sich Winkelmann ausgesprochene Mühe bei der Beschreibung der Natur, will wohl auch die Gefahr der Berge, die eisige Kälte des Schneesturms und die Angst der Protagonisten deutlich aufzeigen, aber gefühlt habe ich dies beim Lesen nicht. Mir fiel es überhaupt schwer, mich in die Hauptpersonen hineinzuversetzen, einzig allein bei dem Bergretter Roman hat es funktioniert, alle anderen blieben mir nur oberflächlich bekannt und auch der Tod des Einen oder Anderen hat mich nicht sonderlich erschreckt oder mitfühlen lassen. Die Gewaltszenen, und davon gibt es einige, sind deutlich und anschaulich beschrieben. Sicherlich nichts für schwache Gemüter, ob diese Darstellung den Geschmack des Lesers trifft, mag dieser selbst entscheiden.
Gestört haben mich die schnellen Ortswechsel innerhalb eines Kapitels, nur durch einen Absatz voneinander getrennt, ich fühlte mich zeitweise regelrecht durch das Buch gehetzt und habe es entsprechend schnell gelesen (wobei der Genuss zeitweise leider auf der Strecke blieb).
Ein in meinen Augen großer Fehler ist dem Autor (und dem Lektorat) unterlaufen, in dem eine der Hauptpersonen, ein Freund Lauras, anfangs Martin und später im Buch Armin genannt wird. So etwas empfinde ich als Leser schon ärgerlich und sollte nicht passieren.
Insgesamt lässt sich da Buch gut lesen, wird sich aber nicht lange in meiner Erinnerung halten. In meinen Augen ist es nicht schlecht, gehört aber sicher auch nicht zu den Besten auf dem deutschen Psychothriller-Markt.


Goldmann Verlag (18. Februar 2013)
352 Seiten, Taschenbuch
ISBN 978-3442475612

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Die Abtaucher, Thomas Schweres
Mittwoch, 17. September 2014, 17:58
Zugegeben, ein wenig Skepsis war bei dem Lesen dieses Buches dabei, handelt es sich schließlich nicht um einen Thriller, sondern um einen Regionalkrimi – und diese habe ich bisher eher stiefmütterlich behandelt. Eigentlich nur aufgrund meiner eigenen Vorurteile, Regionalkrimi klingt irgendwie immer ein bisschen nach Polizeiruf 110.
Aber gut, dieses Buch wurde mir sehr ans Herz gelegt, hat nur 220 Seiten und es ist Wochenende... kann man also mal darauf ankommen lassen.
Gesagt getan, nach anfänglichen Holprigkeiten hat es mir tatsächlich sehr gut gefallen.
Als Leser begegnet man zuallererst einem Mörder und seinem Opfer, nicht allzu detailgenau, aber die Neugierde ist geweckt. Dann finden die weiteren Hauptpersonen ins Spiel: der eher semi-erfolgreiche Journalist Tom zusammen mit seinen Angestellten Harry und Lydia, und die beiden Ermittler Spaten und Kroko. Wenn man sich an die Benutzung der Spitznamen gewöhnt hat, fällt auch das Leser leichter, anfangs war ich hiervon doch ein wenig irritiert. Der Autor scheint insgesamt eine Vorliebe für eigenwillige Nachnamen zu haben, welche sich gut zu mehr oder weniger netten Kosenamen verballhornen lassen.
Was erst mal als Mord im Sinti- und Romamillieu erscheint, entpuppt sich schnell als Fall mit deutlich größerer Reichweite und spätestens nach zwei weiteren Morden erkennt auch die Polizei, dass eine gute Zusammenarbeit mit der Presse Vorteile bringt. Letzten Endes verknüpfen sich viele lose Fäden, die zeitweise sehr verknotet sind zu einem ordentlichen, geraden Seil, nicht außergewöhnlich überraschend, aber auch nicht völlig vorhersehbar.
Sehr schön war das Ende, ich will nicht zu viel verraten, aber dies ist endlich ein Buch, wo wirklich alles aufgelöst wird (und zwar völlig nach meinem Geschmack).

Ich hatte anfangs wirkliche Schwierigkeiten, in das Buch hineinzufinden, die Szenenwechsel waren häufig, wenn auch gut strukturiert und die Personen wollten sich nicht so recht in meinem Kopf festsetzen. Im Nachhinein bin ich jedoch froh, dass Buch trotzdem weiter gelesen zu haben, spätestens ab Seite 80 war ich gefesselt und wollte wissen, wie es endet.
Einen Punkt gibt es jedoch, der mich sehr gestört hat: Markennamen in Kursiv gedruckt. Warum? Nervt beim Lesen und macht unnötig aufmerksam. Dass sich manche Produkte einfach anschaulicher beschreiben lassen, wenn man die Marke nennt, ist mir schon klar. Aber warum diese dann noch extra hervorgehoben werden muß, verstehe ich nicht.

Aber dies nur als kleinen Kritikpunkt am Rande, insgesamt eine schöne Idee, sympathische Figuren und selbst für mich als (fast) ausschließliche Thriller-Leserin gut verdaulich.

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Deathbook, Andreas Winkelmann
Mittwoch, 17. September 2014, 17:56
Endlich ein Winkelmann, der absolut überzeugt. So real beschrieben, dass Herzklopfen beim Lesen kaum ausbleiben kann!

Inhalt:
Der Hauptprotagonist ist in diesem Thriller der Autor selbst, was von Anfang an eine persönliche Beziehung zu ihm entstehen lässt. Andreas Winkelmann, erfolgreicher Autor für Thrillerbücher verliert seine geliebte Nichte Kathi durch einen Selbstmord. Doch ist ihr Tod wirklich so leicht zu erklären? Andreas will sich damit nicht abfinden und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. An der Todesart seiner Nichte besteht kein Zweifel, sie lag auf abgelegenen Bahngleisen und wurde vom Zug überfahren. Aber geschah dies wirklich aus freien Stücken? Als im Internet ein Video auftaucht, dass ihren Tod in allen Einzelheiten aufzeigt, wird klar, dass mehr dahinter stecken muss. Mit Hilfe von Michaela Sperling, einer Freundin Winkelmanns und Polizeianwärterin, und Jan Krutschig, einem Computerspezialisten, erfährt Andreas immer mehr Einzelheiten über eine ominöse Internetseite namens „Deathbook“. Immer mehr Menschen sterben auf mysteriöse Art und jedesmal tauchen Videos ihrer letzten Minuten im Internet auf. Eine wichtige Rolle scheinen dabei QR-Codes zu spielen. Schnell merkt Andreas, dass sich das Leben seiner Nichte und vieler anderer Jugendliche zu einem großen Teil im Internet abspielt, vor allem auf facebook pflegen sie Freundschaften wie im realen Leben, ohne zu bedenken, dass die scheinbare Intimität ihrer Gespräche dort nur allzu leicht zu durchbrechen ist. Zum Ende des Buches verstrickt sich der Hauptprotagonist immer weiter in das Geschehen, und macht sich selbst zum Hauptverdächtigen. Sollte er alles nur inszeniert haben, um den Erfolg seiner eigen Bücher voranzutreiben? Und welche Rolle spielt der eigenartige Lehrer Kathis, der (rein zufällig?) der Leiter eines Projektes war, in dem Kathi sich sehr engagiert hatte und dessen Thema der Tod in all seinen Facetten war? Eines sei versprochen: am Ende werden alle losen Fäden schlüssig verknüpft und es kommt zu einem passenden Abschluss.

Persönliche Einschätzung:
Dieses Buch ist das vierte von mir gelesene dieses Autors und bis jetzt konnte er mich nie hundertprozentig überzeugen. Aber in diesem Fall ist es ihm gelungen: ich finde das Buch wirklich großartig. Wie von Winkelmann gewohnt, beschreibt er besonders die Todesszenen sehr anschaulich, aber dieses Mal ist es ihm auch gelungen, bei mir ein absolutes Spannungsgefühl zu erzeugen. Zugegeben, ganz kurz zwischendurch habe ich mich schon gefragt, woher ein normaler Mensch den Mut nimmt, sich so offensichtlich in Gefahr zu begeben, wie es der Protagonist macht. Ein paarmal wirkte es doch ein klein wenig überzogen. Aber alles andere wirkte so überzeugend auf mich, dass ich das Buch in kürzester Zeit verschlungen habe. Ich konnte von Anfang an mit (dem fiktiven) Andreas Winkelmann mitfühlen, seine Gedankengänge und Gefühle nachvollziehen, also endlich genau das, was mir in seinen vorherigen Werken gefehlt hat. Die Idee, sich selbst zur Hauptfigur zu machen finde ich wirklich grandios. Auch die Beschreibungen der Schauplätze sind ihm überzeugend gelungen. Außerdem ist seine Idee, das Internet und seine Gefahren zum Thema zu machen, absolut gut und sehr aktuell. Zeitweise machte mich dies, als facebook und Co.- Nutzer, wirklich nachdenklich, wenn dieser Effekt auch bei anderen Internetnutzern angekommen ist, umso besser.
Zuerst hat der Autor dieses Buch als interaktive ebook-Reihe herausgebracht, auf deren Einteilung auch die Kapitel in dem Gesamtbuch aufbauen. Diese Rezension bezieht sich auf das Gesamtbuch, was im Vergleich zu den Einzelwerken noch überarbeitet sein soll. Dafür fehlen hier natürlich die interaktive Momente, wie zum Beispiel links zu Videos o.ä. Da ich ja aber ein Buch lesen wollte und kein PC-Spiel spielen, habe ich wahrscheinlich hiermit die für mich bessere Variante ausgewählt ;-)

Wunderlich; Auflage: 2 (6. Dezember 2013)
448 Seiten, Taschenbuch, 14,95 Euro
ISBN 978-3805250641

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Das Wittgensteinprogramm, Philip Kerr
Mittwoch, 17. September 2014, 17:55
Ein bisschen Philosophie, ein bisschen Science Fiction und ein bisschen Thriller... das sind die Hauptzutaten, aus denen Philip Kerr einen preisgekrönten Roman gezaubert hat.

Inhalt: Im London des Jahres 2013 geht es nicht gerade friedlich zu: auf der Polizeistation wird fleißig ausgehandelt, wer in welchem der zahlreichen Mordfälle ermitteln darf. Einige Serienkiller treiben ihr Unwesen, woran auch das neuartige Lombroso-Computer-Programm nichts ändern kann. In diesem sind alle Männer verzeichnet, die eine Gehirnanomalie aufweisen, welche wiederum ein Zeichen für eine höhere Gewaltbereitschaft sein soll. Einer dieser Serientäter wird allerdings auf beunruhigende Weise mit diesem Programm in Verbindung gebracht: Scheinbar hat er es auf die hierin verzeichneten Männer abgesehen und tötet diese alle auf die gleiche Weise: mit sechs Schüssen in den Hinterkopf. Dies versetzt die gesamte Politik in Aufregung, schließlich ist das Programm sowieso schon sehr umstritten und, was noch viel wichtiger ist: es wurde garantiert, dass niemand auf die Daten des Programms zugreifen kann. Nun, jemand hat es dann doch geschafft, was darauf schließen lässt, dass dieser Jemand mit einer relativ hohen Intelligenz gesegnet sein muss. Die eingeschobenen Gedankengänge des Mörders zeigen dann auch relativ schnell, dass der Grad zwischen Genie und Wahnsinn tatsächlich schmal ist, philosophische Abhandlungen mischen sich zu wirren Gedankengängen, die darauf schließen lassen, dass der Mann sich eventuell für einen modernen Robin Hood hält, mindestens aber keinerlei Schuldbewusstsein aufweist. Anfangs widerwillig wird als Hauptermittlerin die Kommissarin Jake erwählt, die durch eine gelungene Darstellung schnell Sympathiepunkte beim Leser gewinnt. Das Ende des Buches ist passend, nicht spektakulär, aber eine runde Sache.

Persönliche Meinung:
Von dem Titel und dem Klappentext absolut angesprochen, hatte ich sehr hohe Erwartungen an das Buch, die jedoch leider nicht ganz erfüllt wurden. Die Idee, einen Philosophen als Täter zu beschreiben ist sehr schön, vor allem weil es abseits von den sonst so üblichen Klischees der „Traumatische-Kindheit-Mörder“ ist. So wird auch tatsächlich nicht wirklich begründet, woher der wirre Geist des Täters stammt: Er tötet einfach, weil er es für richtig hält. Leider sind aber die philosophischen Gedankengänge zeitweise sehr langatmig, um nicht zu sagen, sehr langweilig zu lesen. Für ausgebildete Philosophen erscheinen sie bestenfalls als populäres Halbwissen, für philosophieferne Leser als mühseliges Geschwafel. Sehr schade, dies zieht das Buch doch sehr in die Länge. Trotzdem regt das Buch doch sehr zum Nachdenken an, da es einige fiktive Science Fiction Elemente enthält, die gar nicht so fiktiv klingen. Zum einen gibt es dem beschriebenen England des Jahres 2013 z.B. ein Strafkoma für besonders schwere Straftäter, als Alternative zu einer Haftstrafe. Hier lohnt es sich schon, über die ethischen Fragen, die eine solche Strafe mit sich brächte zu sinnieren. Ebenso verhält es sich mit dem Lombroso-Programm und seinen Folgen: Zum einen wird damit in Frage gestellt, ob die Straftäter wirklich schuldig sein können, wenn sie doch aufgrund einer Gehirnanomalie handeln. Haben sie dann überhaupt einen freien Willen? Und in dem Zuge: hat überhaupt jemand einen freien Willen? Gibt es diesen, wenn man Verhaltensweisen aus den Ausformungen unseres Gehirns erklären kann? Zum Anderen steht auch die (real aktuelle) Frage nach der Datensicherung im PC-Zeitalter im Raum... was darf wer von meinen Daten wo aufzeichnen und wer hat Zugriff darauf?
Das Buch hat also wirklich philosophisches Potenzial und wäre auch wirklich sehr gut, wenn der Autor es geschafft hätte, ein wenig mehr Spannung aufzubauen. So plätschert es stellenweise sehr dahin. Der Autor hat damit den deutschen Krimi-Preis für den besten internationalen Kriminalroman 1995 bekommen, für die Idee sicherlich verdient, für das Lesevergnügen hätte ich einige andere Bücher vorgezogen.
Originaltitel: A philosophical investigation,

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Hallo zusammen
Mittwoch, 17. September 2014, 17:52
Hier werdet ihr in Zukunft meine Buchrezensionen finden.

Am liebsten lese ich Thriller, d.h. diese Rubrik wird wohl am schnellsten voller werden, aber andere Bücher werden sicher auch den Weg hierher schaffen.

Unter "Themen" findet ihr die einzelnen Rubriken.

Viel Spaß beim Stöbern, und ich freue mich sehr über Kommentare, Anregungen und Co. :-)

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